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Fort Saint-Héribert

 

1. Geschichte

Der Ausgang des Französisch-Preußischen Krieges von 1870/71 führte zu ernsthaften Rachegefühlen zwischen zwei alten Gegnern. König Leopold II. wies General Brialmont an, die Städte Lüttich und Namur zu befestigen, um einen möglichen Versuch, unser Land aus dem Süden oder aus dem Osten zu durchqueren, zu vereiteln. Aufgrund dieser Situation entstanden zwischen 1880 und 1890 die befestigten Stellungen von Lüttich und Namur. Ein Kreis von neun Forts mit einem Radius von durchschnittlich sechs Kilometern wurde rund um Namur gebaut.

Zusammen mit den Forts von Andoy, Cognelée und Suarlée als eine der größten Befestigungen, wurde Saint-Heribert in der Region Wépion gebaut. Mit einer Höhe von 245 Metern war das Fort der am höchst befestigte Punkt der Stellung von Namur (Position Fortifiée de Namur: PFN).

Zum Zeitpunkt ihrer Errichtung waren die Forts auf der Höhe ihrer technischen Entwicklung. Ihre Bewaffnung überzeugte mit einer außergewöhnlichen Feuerkraft. Beton und Armierung konnten der damaligen Artillerie widerstehen; die übrige Bewaffnung war ebenbürtig. Die durch Kuppeln geschützten Kanonen lagen zentral in der Mitte des Forts, ihre Kaliber betrugen bei den beiden Haubitzen 210 mm, bei zwei Kanonen 150 mm und bei vier Kanonen 120 mm. Das Kaliber der vier Turmkanonen betrug 57 mm. Der Eingang und der trockene Graben konnte von neun 57 mm – Kanonen aus Kasematten heraus verteidigt werden.

Beim Vormarsch des Feindes mit seiner Artillerie entdeckte man in dem turbulenten Monat August 1914 sehr schnell den gefährdeten Charakter unserer Befestigungen. Das intensive Bombardement am 24. August auf das Zentrum des Forts und den rechten Teil des trockenen Grabens am Eingang war tödlich für das Fort Saint-Heribert, das am Vorabend lediglich ein paar weit gestreute Schüsse abgegeben hatte. Ein Projektil fiel zwischen die Haupt- und Vorarmierung eines 210 mm – Turms und tötete mehrere Männer. Ein verwundeter Gefangener, Feldwebel Mahy vom 13. Linien-Infanterie-Regiment, starb am nächsten Morgen. Er lebte in Saint-Aubain.

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In den dreißiger Jahren wurde Saint-Heribert als eines von sieben Forts der PFN wieder aufgerüstet. Die Renovierung fand im Rahmen der Modernisierung aktueller Installationen statt.

Unter dem Zentrum des Forts wurde ein Keller, « Viereck » genannt, mit Galerien und Räumen eingebaut. Die bestehenden Galerien wurden verstärkt, Höhe und Breite der Galerien gesenkt. Trotzdem konnten sie Bomben von 500 kg und Granaten von 220 mm widerstehen. Stromversorgungen lieferte Elektrizität überall hin, und über dem Zentrum des Forts wurde eine Belüftungsanlage mit Lufteinlass errichtet. Die Kommunikation nach außerhalb per Telefon und Radio wurden verbessert und moderne WC-Gruppen eingebaut. Gasschleusen wurden gegen mögliche Gasangriffe etabliert. Im Hinblick auf die Bewaffnung nutzte man eine Standardisierung der Kaliber. Die 57-mm Geschütze wurden durch 75-mm Kanonen ersetzt und die beiden 150-mm Geschütze durch 75-mm GP Kanonen. Die beiden 120-mm Kanonen und die neun 57-mm Kanonen zur Verteidigung des trockenen Grabens ersetzte man durch 7,65-mm Maschinengewehre. Die 210-mm Haubitzen verschwanden ganz. Unsere Soldaten vertrauten vollkommen ihren Verteidigungsstrukturen, als die deutsche Invasion am 10. Mai 1940 begann.

Zwischen dem 18. und 21. Mai 1940 wurden das Fort St. Heribert sowie sein Nachbar Malonne ernsthaft beschädigt. Infanterieangriffe, Artillerie-Bombardements und Luftangriffe reduzierten die Widerstandskraft der beiden Forts, die sich am gleichen Tag ergaben. Die Besatzungen verließen die Forts als Kriegsgefangene.

Den beiden Hauptleuten Edgard Demaret und Léon L’Entrée, Kommandanten der Forts von Malonne und St. Heribert, wurde gestattet, ihre Waffen in Anerkennung des heldenhaften Widerstands der Forts zu behalten.

Ein Fall aus der Kampagne des Jahres 1940 ist zu erwähnen, der am 15. oder 16. Mai geschah. Der Soldat Charles (oder Robert) Radu von Salzinnes aus der Klasse von 1940 ertrank versehentlich. Er war am 5. Juni 1920 geboren und Teil des 2. Regiments der Festung Namur (2/RFN).

Ebenfalls gestorben ist der Soldat Georges Scailteur, in Gérin am 28. September 1913 geboren und Angehöriger der Fortbesatzung von St. Heribert. Er verstarb in Paris am 22. Mai an den Verletzungen eines drei Tage zuvor erfolgten Autounfalls zwischen Albert und Paris.

Das Fort wurde von den Besatzern geplündert und bot den Mitgliedern der Vereinigung « Fraternelle de Défenseurs du Fort de Saint-Héribert », die zum Fort zurück kamen, einen ärmlichen Anblick, seit es in den sechziger Jahren vom Verteidigungsministerium an einen Privatmann verkauft worden war. Das Fort lag vergessen unter der Erde bedeckt. Es gab einige Projekte, aber keines von ihnen erblickte jemals das Tageslicht.

Zur Erinnerung an die Ereignisse und an die Männer, die während des letzten Krieges kämpften, wurde am 31. Mai 1981 ein Denkmal aufgestellt, nicht weit von der Festung entfernt an der Kreuzung zwischen der Landesstraße von Saint-Gérard (N 951) und der Rue du Ry de Flandre.

Der nächste Text wird auf dem Denkmal erwähnt:

RFN / IN ERINNERUNG / AN DIE VERTEIDIGER / DES FORTS / VON / SAINT-HERIBERT / 1914 1940

(1) 210, 150, 120, 57 sind die Kaliber von Artillerieteilen wie Haubitzen und Kanonen. Sie beziehen sich auf den Durchmesser der Läufe in Millimetern. Sie sind auch das Kaliber der Granaten, die für diese Kanonen verwendet werden.

(2)Ein Turm von 21-cm oder 210-mm enthält ein Stück dieses Kalibers.

(3)Diese Zahl wurde in einem Artikel auf Seite 4R in “La Meuse – La Laterne” am Donnerstag, den 3. Juni 1981 publiziert. Dies kann nicht richtig sein, da ein Turm für 21-cm Haubitzen mit 20 bis 25 Mann besetzt war. Aber es ist auch möglich, dass der Autor die Zahl der Opfer mit dem Kaliber der Kanone vermischt hat: 21-cm.

(4)Ein Lauf mit einem Kaliber von 75 Millimetern. GP bedeutet “größere Reichweite”, mit einer Reichweite von 15 Kilometern.

(5)7,65 ist ein Kaliber für Gewehre und Maschinengewehre, die Kugeln haben einen Durchmesser von 7,65 Millimetern.

 2. Chronologie einer Wiedergeburt

 

Als Emile Legros die Domain im April 2013 erwarb, geschah dieser Kauf zur Fällung von Bäumen für die Heizung! Ihm war natürlich bewusst, dass ein Fort in dieser Region existierte, aber er hatte absolut keine Ahnung, was sich unter seinen Füßen befand. Nichts war zu diesem Zeitpunkt sichtbar. Alles war mit einer dicken Schicht von Erde und Schutt aus den letzten Jahrzehnten bedeckt. Die Vegetation pochte auf ihr Recht und der Wald schien der gleiche zu sein wie jeder andere auch. Unmöglich die Vorstellung, dass ein riesiger Betonklotz nur ein paar Meter tiefer lag …

Selbst die optimistischsten und leidenschaftlichsten Menschen konnten es sich nicht vorstellen, dass das Fort eines Tages wieder aus der Erde auftaucht, aber immerhin …

Herrn Legros und seine Familie ergriff die Leidenschaft für diesen Standort und die Geschichte begann von neuem …

25-05-2013

Bild.Foto vom 25. März2013. Ausgrabungsbeginn am vollkommen mit Erde bedeckten Infanterie-Block.

 

3. Ziele

 Mit den ihm zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen hat sich der Verein mehrere Ziele gesetzt wie die Ausgrabung der Eingänge und Öffnungen, Reparaturen zur Erhaltung der militärischen Architektur, die Sanierung der gereinigten und zugänglichen Räume, die Absicherung der Besucherrouten und die allgemeine Herrichtung der Umgebung.

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4. Projekte

Dies ist die Fortsetzung der Ausgrabung des « Tambours ». Dies ist die Rückseite des Eingangstores, das in der trockenen Graben führt. Eine Besichtigung ist ab 2017 vorgesehen, weil wir die Flächen aufräumen, reinigen und sichern müssen. Ein Betreten des Platzes ist derzeit verboten. Die Rekonstruktion einer Kaserne entspricht den Richtlinien der Stadtplaner.

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5. Die Freiwilligen

Im Namen aller Mitglieder des privaten Vereins « Emile Legros » möchte ich meine Dankbarkeit gegenüber all den Freiwilligen des Forts ausdrücken, die ihre Zeit und Bemühungen darauf verwenden, uns zu helfen.

Wir bemerken mit Vergnügen ihre Sorgfalt und Großzügigkeit. Danke an alle, die einen Teil Ihrer Freizeit für uns aufbringen.

6. Besuche

Leider keine Führung haben, können wir keine Touren in deutscher Sprache anbieten.